Zwischenfazit (I) (Public)

verfasst von The Ghost of Rudi Hevera(R), 07.08.2010, 10:44

Eine kleine Meisterschaftspause steht jetzt an, ehe es in die Woche der Wahrheit gegen die steirischen Teams geht. Deren Unform ist es derzeit noch zu verdanken, dass wir etwas Luft nach unten haben, während der FC Lustenau, seit dem 0:4-Debakel gegen uns durch Rückkehrer und Neuverpflichtungen verstärkt, schon an uns vorbeigezogen ist. Nach dem Auftakt mit zwei Siegen haben wir nach der Niederlage in Wolfsberg (ein sehr heimstarker Gegner) wie im Vorjahr völlig den Faden verloren, vier Niederlagen en suite sollten auch dem letzten Optimisten klar machen, dass der Existenzkampf schon lange wieder begonnen hat. Für die Schönredner: Letzte Saison standen wir um diese Zeit mit fünf Punkten da, nicht einzusehen, warum ein Punkt mehr ein Indiz für elemantaren Fortschritt sein soll.
Vor allem die Entwicklung muss erschrecken: Zwar kommen wir vorne zu Chancen und Toren (vor allem dank des leider gesprengten Duos Hosiner-Djokic), doch selbst bei besserer Verwertung könnten wir gar nicht so viele Tore schießen, wie wir hinten bekommen. Dass wir angeblich so gut spielen, können nur jene behaupten, die den defensiven Teil des Fußballs nicht anerkennen. Das Mittelfeld ein Durchhaus, vor allem St. Pölten konnte oft unbehelligt durchmarschieren, von Kompaktheit keine Spur, da wäre auch eine besser besetzte Abwehr als die unsere oft überfordert. Dass wir auf dem Papier zwar genügend Defensivleute haben, diese aber mit Zweitliganiveau überfordert sind, ist auch augenfällig, was die vielen Aufstellungsrochaden der letzten Spiele (verletzt sind ja nur Offensivspieler) beweisen.
Auf das Krisenmanagement unseres Trainers brauchen wir nicht zu hoffen. Er gab uns ja schon in der Vorsaison eine Preview seiner Arbeit - erst unbegrenzter Optimismus mit lustigen Sprüchen, die von Woche zu Woche derber werden, ehe sie in Selbstaufgabe übergehen. Das brachte ihm unverständlicherweise einen neuen Vertrag ein, was neben seinem Talent zur Selbstvermarktung auch der Tatsache geschuldet ist, dass unsere Entscheidungsträger keinerlei Überblick über die Trainerszene haben. Bjelica ein unbekanntes Wesen, Kleer kein Gespräch wert, wer nicht einmal mit veritablen Alternativen aufwarten kann, läßt sich natürlich um so leichter von einem smarten Alleinunterhalter einlullen. Dazu kommt noch ein im Profifußball einmaliger Sonderurlaub zu Trainingsbeginn, mit dem Schinkels schon seine Position von Beginn an entscheidend schwächte, sowie seine hunderttausend Nebentätigkeiten. Selbst Spieler, in deren Adern nicht gerade Revoluzzerblut pulsiert, müssen sich bei seinen Appellen an ihre Aufopferungswilligkeit denken: "Des sagst grad du?". Aber bitte, jetzt stehen wir mit ihm da, die Abfindung für Stöger wird ja auch nicht gerade billig gekommen sein und schränkt uns in unserer Handlungsfähigkeit sicher ein. Schinkels schraubt inzwischen seine Erwartungen schon von Woche zu Woche zurück. Aus dem Team, das sich auch nach Niederlagen Wörthersee-Parties verdient, wurde innerhalb kürzester Zeit eine Mannschaft ohne Leadertypen, und auch rapide wechselnde Einzeleinschätzungen (Strohmayer, der "Defensivorganisator, der keine Kapitänsbinde braucht", findet sich nun auf der Bank wieder) müssen zur Verunsicherung und Unverständnis beitragen. Es ist nun mal ein Ding der Unmöglichkeit, je nach Notwendigkeit vom Ferienanimateur zum Zuchtmeister überzuschwenken, ein normaler Mittelweg von Anfang an mit Hingabe zum Beruf wäre sicher der bessere Weg als die manisch-depressive Art und Weise unseres Übungsleiters.
Das Team wurde im Sommer in einer Kooperation von Schinkels und Vorstand zusammengestellt, auf einen sportlichen Leiter verzichtete man ja. Einen Flop wie Balga hat Schinkels wohl alleine zu verantworten (siehe das Interview auf laola), allerdings haute man ihm bei anderen Ideen noch rechtzeitig auf die Finger, sonst stünden wir jetzt mit dem Wiener-Liga-Durchschnittslegionär Rachidi Gilkes (von Herrn Henk Schinkels vertreten) da. Wer genau nun für welchen Transfer zuständig war, ist nur schwer nachzuvollziehen, allerdings bezeichnete Schinkels alle Neuen als seine Wunschspieler, aus der Verantwortung kann er sich daher nicht stehlen.


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