haben wir ja aufgrund der Spielabsage hinter uns. Ungefähr um diese Zeit hat vor einem Jahr die Ära Stöger begonnen, die, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, auch in der nächsten Saison weiter gehen wird. Er hat ja schon offen eingestanden, dass er ein Angebot von Magna abgelehnt hat, viel bessere werden nicht nachkommen, und von Vienna-Seite wird wohl auch keine Lösung des äußerst losen Vertragsverhältnisses folgen. Die Planungen für die nächste Saison sind m. W. weiter gediehen als um diese Zeit vor einem Jahr, daher sind sämtliche Gedanken über eine Fortsetzung mit der jetzigen sportlichen Leitung nicht mehr als nur Spintisiererei.
Unstreitbar ist, dass sich die Mannschaft im Frühjahr besser - weil kompakter - präsentiert als im Herbst, was allerdings auch kein großes Kunststück ist. Der dritte Platz zieht uns vielleicht wieder magnetisch an, doch aufgrund der Tatsache, dass wir seit fast 20 Runden im Niemandsland stehen, geht es schon lange nicht mehr um Siege oder Niederlagen. 19 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer, ein ebenso großes Punktepolster auf den ersten Abstiegsplatz - diese sechs Siege Differenz sind ohne Zweifel kennzeichnen Mittelmaß wie es im Buche steht. Das Positivste der Saison ist noch der Einbau der Youngsters im Frühjahr, was allerdings nur aufgrund des Herbst-Desasters geschah. Schließlich wurden sowohl Trainer als auch Spieler der U23 zu Beginn der letzten Saison komplett links liegen gelassen, ein nun souverän agierender Spieler wie Ilic durfte da nicht einmal am Training teilnehmen. Wenn sich also jetzt Stöger zur Jugend bekennt und sich vielleicht auch noch die Entwicklung von Ilic und Milosevic selbst zuschreiben will, ist dies wohl eine einseitige Betrachtungsweise. Eine derartige Kluft wie im letzten Sommer zwischen Nachwuchs und Erster ist für einen Verein, der schon seit Jahren unzählige Youngsters herausgebracht hat, eine Schande.
Allerdings hat Stöger wohl daraus seine Lehren gezogen, auch die großmundigen Ankündigungen des letzten Sommers ("Eine Mannschaft mit Charakter") haben einer gewissen verbalen Bescheidenheit Platz gemacht. Eine Fortsetzung seiner Arbeit wäre - unter Nachsicht aller Taxen - wohl unter dem oft geforderten Grundsatz der Konstanz einzureihen, Stöger sollte natürlich besser als jeder andere wissen, wer vom derzeitigen Kader noch zu brauchen sind. Die jämmerliche Erfolgsquote seiner Neuzugänge darf sich jedenfalls nicht wiederholen. Bei Spielern wie Schulz oder Ortner bringe ich noch Verständnis auf, zwar gab es bei beiden Vorbehalte (gesundheitlich bzw. charakterlich), aber auch ich stand ihnen eher positiv gegenüber. Fellner ist ein Abwehrroutinier, wie ihn viele Mannschaften haben, das Ablaufdatum bei solchen Cracks kann sich schnell um ein Jahr nach vorne oder hinten verschieben.
Unentschuldbar - und daher auch besorgniserregend für die kommende Transferzeit - waren allerdings die Zugänge von Leuten wie Kahraman, Kayhan oder Djordjevic. Nicht nur Insider wußten über deren charakterliche Defizite Bescheid, das Resultat ist bekannt, die ersten zwei gehören nicht mehr dem Kader an, letzterer ist ebenfalls überflüssig wie ein Kropf. Sich nochmals solche Spezln aufs Auge drücken zu lassen, darf einfach nicht mehr passieren. Ein Stab mit drei Co-Trainern, einem Scout und einem Assistenten des Sportdirektors erreicht fast schon Champions-League-Ausmaße, da sollten alle Neuen doch eingehend beobachtet und charakterlich geprüft werden können. Die Suche nach einem neuen Trainer war wohl schon beendet bevor sie begonnen hatte, Thomas Hickersberger wird weiter den Lizenz-Strohmann als auch den Zuständigen für die Trainingsarbeit geben. Stöger erzählt ja auch jedem, der es hören will (oder auch nicht), dass der Job bei der Vienna für ihn nur einer von mehreren ist, Hickersberger ist daher ebenso von Nöten wie jemand (Gutmann?), der die von Stöger strikt abgelehnte administrative Arbeit übernimmt. Bleibt nur zu hoffen, dass Vereinsfreigaben nicht wieder auf dem letzten Drücker eingeholt werden und das Passwesen diesmal passt. Ich erwarte sicher nicht, dass sich ein Vienna-Trainer das Vereinslogo eintätowieren läßt und die letzte Meistermannschaft auswendig aufsagen kann, doch eine gewisse Hingabe für seinen Job sollten doch für einen Manager bzw. Trainer der dritten Leistungsstufe Voraussetzung sein. Bleibt also nur zu hoffen, dass die zu bewältigenden Aufgaben nicht wieder durch die Ritzen des aufgeblähten Stabes fallen wie im letzten Sommer...
Fünf Spiele dauert die Saison noch, die sich für uns allerdings wie ein Strudelteig zieht. "The Battle For Bronze" kann leicht zu unterhaltende Gemüter ja noch in Atem halten, viel wichtiger wird jedoch sein, dass die Planungen für die nächste Saison professioneller ablaufen als im Vorjahr. Das Szenario, dass Stöger die Mannschaft zusammenstellt und dann doch ein anderes Angebot annimmt, wäre wohl das Worst-Case-Scenario. Ob es auf der Hohen Warte dafür einen Plan B gibt, darf bezweifelt werden...