Vor einem Jahr hatten wir eine desaströse und peinliche Herbstsaison hinter uns, das Frühjahr war nur eine anstehende und lästige Pflichtaufgabe. Heuer dagegen stehen wir mit drei Punkten hinter dem Herbstmeister sehr gut da, bis knapp vor Schluss brachten die Spiele sogar oft Verwöhnaroma mit sich. Gegen Ende kam der Motor etwas ins Stottern, das Zwischentief mit den Spielen gegen Mattersburg und Amstetten wurde dann doch noch überwunden und die Tore fielen weiter am Fließband. Postitiv die gute Bilanz gegen die Titelrivalen, Punkteverluste gegen kaum verstärkte Landesligatruppen wie Amstetten oder Stegersbach dürfen sich jedoch nicht wiederholen.
Peter Stöger zeigte sich lernfähig, die Fehler der Vorsaison, als der eigene Nachwuchs links liegen gelassen und stattdessen inferiore Zukäufe im Dutzend geholt wurden, waren ihm offenbahr eine Lehre. Vier Zugänge wurden ihm durch Vorstandsmitglieder quasi als Morgengabe eingebracht, Frenzl und Strohmayer schlugen ein, bei Niefergall ist eine Steigerung dringend notwendig, etwaige Diskussionen um den Status von Dvoracek jun, wurden durch dessen Verletzung im Keime erstickt.
Das Experiment ohne Flügelspieler, das durch die geringe Anzahl an Vorbereitungsspielen bis zum Totocupspiel gegen den WSK andauerte, verwarf Stöger bald wieder, erst gegen Ende der Herbstsaison feierte es (mit nur geringfügig größerem Erfolg) wieder fröhliche Urständ. Mit Kröpfl, Imamovic, Öztürk und dem wiederentdeckten Rühmkorf gehörten vier neue Youngsters (neben den längst etablierten Ilic und Milosevic) zum Stamm des Kaders, ihre Beiträge fielen meist positiv aus und ihre Einsatzzeiten sollten im Frühjahr eher zu- als abnehmen. Die Offensive drehte sich fast völlig um den wiedererstarkten Andi Fading sowie um die Einmann-Spitze Osman Bozkurt, der zumindest in den ersten 10 Spielen in der Form seines Lebens agierte.
Zur Einzelkritik:
Reiter: Sicher der erwartete Fortschritt gegenüber Brandner, dessen letzter Pflichtspieleinsatz (Totocup in Hirschstetten) die übliche Flankenschwäche zu Tage brachte. Allerdings zeigte sich auch Reiter bei so manchen langgezogenen Hereingaben (Terzic im Hanappi sowie das skurrile Touchdown-Eigentor in der Südstadt) wie zu Stein erstarrt. Insgesamt mit einer guten Herbstsaison, ob er uns Schlüsselspiele retten kann, muss sich erst zeigen.
Frenzl: Ob rechts oder links, er überzeugte überall, vor allem den linken Flügel deckte er oft von vorne bis hinten ab und zeigte sich auch offensiv gefährlich. Das konnte er nicht ganz bis zum Schluss durchhalten, defensiv war er jedoch immer eine Bank und mit seiner Kopfballstärke ein wichtiger Mann. Begeht auch kaum Fouls.
Fellner: Hielt sich wie im Frühjahr leidlich über Wasser, Wenn er nicht in Laufduelle gehen muss, kann er sich mit seiner Routine retten. Seine defensive und offensive Kopfballstärke ist sein größtes Plus, seine offensichtlichen Brutalofouls schlugen sich gottseidank nur in Gelben Karten nieder.
Ilic: Am Boden sehr souverän, läuft viele Bälle einfach ab und ist so kaum zu überspielen. Sein Kopfballspiel ist etwas verbessert, aber für einen Innenverteidiger immer noch unterdurchschnittlich. Muss ab und zu noch lernen, mit dem Ball das richtige Risiko zu finden. Insgesamt aber sehr stark.
Imamoglu: Wie Ilic sehr ruhig am Ball, oft fast etwas zu ruhig, etwas mehr Temperament würde nicht schaden. Kopfballstark, würde als Innenverteidiger wohl noch besser zur Geltung kommen.
Kröpfl: Für sein Alter mit sehr ausgesprägter Physis und Kraft im linken Schussbein. Hatte zu Beginn größte Schwierigkeiten im Stellungsspiel und 1-1-Situationen, die bei einem älteren Spieler wohl größere Kritik nach sich gezogen hätten. Steigerte sich aber nach und nach und traute sich dann auch in der Offensive mehr zu.
Strohmayer: Wichtiges Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff. Positionstreu und kann das Spiel mit einem schnellen Pass sehr gut umdrehen. Nicht direkt torgefährlich, aber ein wichtiger Mann für den Aufbau. Nicht überraschend, dass es ohne ihn die einzige Niederlage setzte.
Dorta: Sicher besser als beim WSK. Nimmt sich weiterhin große Pausen,dazwischen kann er aber mit schnellen Pässen auf die Flügel das Spiel sehr gut entlasten. Hatte mit einigen Schüssen Pech, dass seine beiden Tore Kopfbällen entsprangen, gehört zu den kleinen Wundern der Fußballgeschichte. Muss im Frühjahr beweisen, dass er in engen Spielen dagegenhalten und 90 Minuten durchstehen kann. |