VIP-Gast bei der Vienna: Ein Spielbericht der besonderen Art (Public)

verfasst von GP, 26.08.2014, 07:50

» Mir wurde mitgeteilt, dass man sich in diesem Forum über Spielberichte
» freut. Hiermit kann ich dienen:
»
» Ich bin seit Jahrzehnten WSCK-Anhänger, ein Freund von mir ebenso lange
» Vienna-Fan. Zu seinem 60. Geburtstag hatte ich die Idee, ihn zum Derby
» Vienna – WSK in den VIP-Bereich der Hohen Warte einzuladen. Mein Bruder
» sollte auch dabei sein.
»
» Um herauszufinden, welche Leistungen bei einer VIP-Karte zum stolzen Preis
» von 65 EUR geboten werden, rief ich einige Wochen vor dem Spieltermin bei
» der Vienna an. Eine freundliche Dame erklärte mir, dass für VIPs ein feines
» Buffet bereitstünde (gut!), Getränke inkludiert seien (sehr gut!) und man
» die Vienna-Spieler treffen und mit ihnen plaudern könne ( .... na gut).
» Zusätzlicher Tipp der netten Frau am Telefon: Karten vorweg übers Internetz
» kaufen, dann müssten wir uns am Spieltag nicht so lange anstellen.
» Solcherart überzeugt erstand ich sofort drei VIP-Tickets.
»
» Als wir rund 20 Minuten vor Spielbeginn auf der Hohen Warte einlangen, ist
» dort natürlich die Verstopfung groß. Kein Problem für uns, denken wir. Mit
» unseren 65-EUR-VIP-Karten in der Hand und der Erinnerung an die Auskunft
» der Vienna-Sekretariats-Dame suchen wir den VIP-Eingang. Bald müssen wir
» zur Kenntnis nehmen, dass bei der Vienna absolute Gleichberechtigung
» herrscht, es keine Sonderbehandlung für VIPs gibt, also keinen VIP-Eingang.
» Danke, Vienna, ihr habt mir meine Überheblichkeit vor Augen geführt: Wie
» konnte ich nur annehmen, etwas Besseres zu sein, nur weil ich 3x65 EUR
» gelöhnt hatte ....
»
» Also anstellen. Drei Eingänge. Es finden Überprüfungen mit
» Taschenkontrollen statt, immerhin sind die berüchtigten Sportklub-Hooligans
» zu Gast. Daher schaffen es lediglich 30 bis 40 Leute pro Minute ins
» Stadion. (Zeit genug zum Zählen hatte ich ja.) Bei dieser Frequenz dauert
» es 2,5 bis 3 Stunden, bis 6000 Leute durchgeschleust sind. Dann taucht um
» 19:00 Uhr (= programmierter Spielbeginn und noch Massen vor dem Eingang)
» jemand auf und tut kund: "Der Schiri pfeift a Viertelstund später an. Und
» heats mit die Toschenkontrollen auf." Vielen Dank. Ich würde dem Mann gerne
» ein Bier spendieren .....
»
» Zur Entschuldigung der Verantwortlichen bei der Vienna sei festgehalten:
» Laut Medienberichten wurden schlappe 3000 Karten im Vorverkauf abgesetzt.
» Dass dann zum Derby gegen den WSK am 120. Geburtstag der Vienna tatsächlich
» (offizielle) 5.800 auftauchen, war natürlich in keiner Weise vorhersehbar.
» Warum also mehr Zugänge schaffen, als bei sonstigen Spielen, bei welchen
» vielleicht einmal gerade 1000 Zuschauer kommen.
»
» Übrigens kriegt man im Spielbericht auf der Vienna-Homepage zu lesen:
» "Dass sie (Anm.: die Fans) längere Wartezeiten beim Eingang in Kauf nehmen
» mussten, liegt in der Natur der Sache. Wenn knapp 6000 Fußballfans (gefühlt
» waren es gut tausend mehr) dabei sein wollen, .... , dann kommt es eben zu
» einem Stau vor den Stadioneingängen."
»
» Also Schicksal. Is halt so. Da kann man nix machen. Wegen der paar tausend
» Leut' gibt's ka Extrawurst, wo kummat ma do hin .... Mia san mia. Basta.
»
» Weiter in der Vienna-Homepage: "Gut 99 Prozent hatten damit auch kein
» Problem und zeigten Geduld und Verständnis."
»
» Geduld musste ich auch haben. Aber Verständnis? Wenn ich 65 EUR zahle, 20
» Minuten vor Spielbeginn beim Stadion bin und mich dann fast 30 Minuten lang
» anstellen muss, kommt mir das Verständnis abhanden. Mein Pech: Ich gehöre
» zur von der Vienna festgestellten Minderheit von einem Prozent.
»
» Und so ging es weiter:
»
» Nach dem Frust und Stress bei der Ankunft wollten wir uns noch schnell
» beim angepriesenen Buffet im VIP-Bereich stärken. Fehlanzeige: Das Buffet
» wird erst in der Pause eröffnet. Also dann wenigstens eine Runde Bier. Da
» auch andere VIPs diese Idee haben und im VIP-Raum nur eine Bierzapfstelle
» zur Verfügung steht, dauert das eine Weile. Warum hätte man auch auf die
» völlig fernliegende Idee verfallen sollen, eine zusätzliche Zapfanlage
» aufzustellen, wo man doch auch hier (wie bereits an den Eingängen) nicht
» mit einem erhöhten Ansturm rechnen konnte.
»
» Mittlerweile ist der Anpfiff erfolgt. Der unmittelbare Zugang zu den
» Sitzplätzen des VIP-Bereichs ist versperrt. Der Torwächter lässt uns nur
» unwillig ein. "Do kennts eich net hisetzn. Des is reserviert fia de
» Legenden (Anm.: alte Vienna-Spieler)." Im Sektor daneben sind nur mehr
» wenige vereinzelte Plätze frei. Freundliche Besucher rücken zusammen, damit
» haben wir wenigstens zwei Plätze nebeneinander. Der dritte von uns
» ergattert einen Sitz in der Reihe darunter. Das ist nicht
» kommunikationsfördernd. So hätten wir uns das nicht vorgestellt, aber
» schließlich kommen wir zur Einsicht: Klar, wir haben ja nur 3x65 EUR
» gezahlt und nicht das ganze Stadion gekauft.
»
» Bereits 5 Minuten vor der Pause begibt sich einer von uns vorsorglich in
» den VIP-Raum, um drei Krügel Bier zu organisieren. Es werden drei Seidel,
» weil die größeren Becher völlig überraschend schon verbraucht sind.
»
» Beim Buffet riesiger Andrang, es stellen sich die Leute aber brav auf
» einer Seite an und man rückt langsam den Futtertöpfen näher. Als ich nach
» 15 Minuten Teller und Besteck ergattere, höre ich den Schiri im Kabinengang
» pfeifen, Signal für die Spieler, dass es gleich weitergeht. Ich disponiere
» um: Statt warmer Speise für uns drei nehme ich drei Semmeln und will diese
» mit Schnitzel befüllen, so etwas kann man auf die Tribüne mitnehmen. Bis
» ich nach weiteren Minuten beim Schnitzelbehälter ankomme, ist dieser leer.
» Ich bringe meinen Freunden die Semmeln mit, wir sind aber ohnehin schon
» angefressen und versäumen bereits die ersten fünf Minuten der 2. Halbzeit.
»
» Nach dem Spiel ein letzter Versuch beim Buffet, doch dieses ist
» leergeräumt. Nur mehr Salatblätter, Hummer (!) und ein paar Stücke Sulz.
» Besser als gar nichts, wir essen Sulz mit den Fingern, denn frisches
» Besteck gibt es keines mehr.
»
» Als wir uns noch eine letzte Runde Seideln gönnen wollen, wird das
» Bierfass leer. Da es nur den einen Zapfhahn gibt (siehe oben), ziehen wir
» mit zwei Seideln Bier ab, die wir brüderlich teilen.
»
» Kurze Überlegung: Bei der Vienna beschweren und Geld zurück verlangen.
» Diese Idee wird bald verworfen, da ist nichts zu holen, die sind ohnehin
» blank.
»
» Fazit: 195,-- EUR ausgegeben; dafür erhalten: schlechte Sitzplätze, ein
» Krügel Bier und ca. eineinhalb Seideln pro Person, Sulzreste (ohne
» Besteck). Ach ja, und natürlich ein Spiel gesehen, das mir zeitweise recht
» gut gefallen hat.
»
» Meine Empfehlung an WSCK-Fans: Kauft euch nie ein VIP-Ticket auf der Hohen
» Warte. Spendet das Geld lieber dem WSCK (oder der Gruft oder Ärzte ohne
» Grenzen) oder ladet Freunde zu eurem Stammwirten ein.
»
» Meine Empfehlung an die Vienna-Fans: Kauft euch immer ein VIP-Ticket auf
» der Hohen Warte. Bei euren normalen Zuschauerzahlen ist das sicher recht
» gemütlich im VIP-Bereich. Und immerhin könnt ihr ja zumindest die
» Vienna-Spieler treffen und mit ihnen plaudern.
»
» PS: Nächste Woche gehe ich wieder auf den WSC-Platz und vielleicht auch
» zum Slovan HAC .... die haben gute Fleischlaberl, sind gar nicht so teuer.

habts euer Buffet schon gesehen auf der blauen Tribüne 2 Holzbänke mit einen Fass udn drei Semmel, ganz zum schweigen von eurem verstunkenen grauslichen Vereinsheim


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