Schwere vorsätzliche Körperverletzung (Public)

verfasst von Jurist, 22.08.2022, 10:31

» Natürlich kommt es zu keiner juristischen Aufarbeitung. Da wäre Fußball
» als Sport in wenigen Wochen erledigt. Schade für den betroffenen Spieler.
» Gute Besserung. Das wars aber auch schon.

"Natürlich" ist das keineswegs, das liegt vielmehr einfach daran, dass Angehörige von Profiligen derartige Fouls und daraus resultierende Verletzungen normalerweise nicht zum Gegenstand von Anzeigen bzw. Klagen machen. Hier scheint es eine Art ungeschriebenen Kodex zu geben. Eine Ausnahme war übrigens das Einsteigen von Didulica gegen Lawaree im großen Wiener Derby, das auch zu einer Verurteilung in I. Instanz (€ 60.000,-- Geldstrafe wegen fahrlässiger Körperverletzung) geführt hat, die dann in der II. Instanz allerdings wieder aufgehoben wurde.

In den unteren Ligen herrscht da - zumindest was zivilrechtliche Schadenersatzprozesse angeht - weitaus weniger Zurückhaltung. Da gibt es sowohl in Ö wie auch in D schon einige Präzedenzentscheidungen, auf deren Grundlage auch die Beurteilung bzw. der Ausgang des vorliegenden Falls meines Erachtens keineswegs eindeutig wäre.

Deine Einschätzung, dass das den Sport binnen weniger Wochen "erledigen" würde, kann ich auch nicht teilen, weil es in Wahrheit nur um ganz wenige krasse Ausnahmefälle geht (ich bin sicher, dass wir während der ganzen restlichen Saison keine vergleichbar verstörenden Fernsehbilder mehr sehen werden) und auch der Sport kein rechtsfreier Raum sein sollte, in dem jede brutale und körperverletzende Aktion unabhängig von ihrem Schwere- und Verschuldensgrad jedenfalls (rechtlich) ungeahndet bleibt.


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